Ein Stück Geschichte – neu erzählt
Vor 20 Jahren – 1997 – begann meine ganz persönliche Reise, der Leidenschaft für das Weberhandwerk zu folgen, es zu erlernen und letztendlich mit kreativen Ideen und Visionen neu zu definieren. Diese ungebundene Kreativität fließt unaufhaltsam in meine wechselnden Kreationen mit ein.
Den Grundstein legte bei mir Heinz Friedrich Meyer, Webermeister und Kunsttherapeut, der eine Weberei in den Räumen vom Kloster Lüne in Lüneburg hatte. Ich lernte zwei Jahre bei ihm das klassische Handwerk und arbeitete nach der Ausbildung noch eine ganze Zeit bei ihm und setzte für ihn seine Ideen am Webstuhl um.
Seit ich mich 1997 das erste Mal an einen Kontermarschwebstuhl setzte, tat sich für mich der Himmel auf. Habe ich doch immer mein Handwerk gesucht, vieles probiert und in dem Moment gewusst; ich - bin - angekommen!
Aber meine Webergeschichte fing eigentlich in der Familie 1896 an, als mein Urgroßvater Bruno Jacobi in Greiz/Thüringen eine elektrische Weberei und Stickerei eröffnete. Schon dam als arbeitete er an elektrischen Jaquardwebstühlen, hatte mehrere hundert Mitarbeiter, Gleisanschluss in der Fabrik und Tuchlieferungen bis in den Vatikan.
Eines dieser heiligen Exponate ist mir erhalten geblieben, einige wenige Schriftstücke und Fotos mei nes Urgroßvaters. Die Weberei meines Urgroßvaters hat die Inflation, den ersten und zweiten Weltkrieg und schließlich die DDR nicht überlebt.
Meine Mission heute ist es den Menschen zu zeigen, was möglich ist mit diesem alten Handwerk. Für mich ist das Weberhandwerk ein Stück Kultur. Und ich werde oft mit sehr alten Vorurteilen speziell diesem Handwerk gegenüber konfrontiert und das möchte ich ändern. Ich wünsche mir aus tiefstem Herzen, das Handwerk auch als ein Stück deutsche Kultur von seinem teils recht eingestaubten Image zu befreien.
2016 habe ich mich selbständig gemacht, das war das Jahr der Sommerwerkstatt hier bei uns im Oberallgäu. Ich hatte eine Saisonwerkstatt, in der ich immer am Wochenende öffentlich gewebt und meine Schals verkauft habe.
20 17 war das Jahr der Fürstin. Fürstin Waldburg - Zeil hatte früher 52 Mohair Ziegen, deren Haare sie erntete und in Frankreich verspinnen und färben ließ. Dann lagerte das Garn wieder auf dem Schlossdachboden in Leutkirch und als sie einen Zeitungsartikel über mich las, kam sie auf mich zu. Wir entwickelten ein Produkt und ich habe ein Jahr ausschließlich ihre Wünsche gewebt.
2018 soll der Start für die Webstube mit ihrer Mission, ihrer Passion und ihren Ideen werden.
Ich lade Sie herzlich dazu ein, meinen Werdegang mit zu verfolgen, vielleicht sogar mit zu gestalten und gleichzeitig bei diesem kleinen Stück Geschichte dabei zu sein.
Seit 31.08.2019 befindet sich meine Werkstatt in dem innovativen Projekt "Allgäuer Genussmanufaktur". Hier arbeiten 16 Handwerker aus verschiedensten Gewerken transparent vor dem Kunden. Ich bin glücklich und dankbar hier nun wirken zu können. Sie können als Besucher sehen, wie ein handgewebter Schal entsteht oder sich sogar ihren eigenen Seelenschal mit mir entwickeln.
Ich freue mich auf ihren Besuch!
Ihre Weberin